Alessandro Michele (45) hält sich nicht an Konventionen – das bringt Kreativität hervor.
Der Kreativchef von Gucci sorgte bei der Mailänder Fashion Week für Aufsehen, als er seine Models mit scheinbar abgeschlagenen Köpfen oder Babydrachen über den Laufsteg schreiten ließ. Damit sorgte er für Schlagzeilen, aber viel wichtiger ist der generelle Erfolg seiner Mode. Gucci ist äußerst erfolgreich und das verdankt es den verrückten Entwürfen von Alessandro. Kein Wunder: Der Designer nimmt sich Zeit für seine Kreationen.
„Wenn ich mit einem Stoff experimentiere, ist das wie eine Sitzung beim Psychotherapeuten“, offenbarte der Italiener im Gespräch mit ‚SZ‘. „Ist es der richtige Stoff, löst er einen Pfropfen in mir, und mein inneres Auge sieht, wie Bilder und kulturelle Symbole aus unterschiedlichen Epochen aufeinanderprallen. Aus diesem Durcheinander entsteht meine Mode. Sie können das Eklektizismus nennen. Ich sage lieber, ich bereite einen Fruchtsalat der Schönheit zu.“
Dabei will er sich auch nicht von irgendwelchen Marketingmenschen hineinreden lassen: „Nach 2000 wurde nur noch Mode produziert, die den höchsten Profit versprach. Der Leiter des Marketings baute sich vor dem Designer auf und sagte: ‚Dieses Frühjahr setzen wir auf Pink, weil Pink sich gerade gut in Asien verkauft.'“ So läuft das bei Gucci nicht, wie Alessandro stolz betonte: „Ich entwerfe bei Gucci die verrücktesten Sachen, ohne dass mir irgendeiner reinredet – und die Umsätze steigen.“
Beruflich mag Geld eine Rolle für ihn spielen, aber privat hat er eine andere Auffassung von Luxus: „Wahrer Luxus ist, wenn man sich frei ausdrücken kann und sein kann, wer man sein möchte. Kreativität und Leidenschaft kann einem niemand nehmen, Geld hingegen ist nur Papier“, bemerkte Alessandro Michele unlängst im Interview mit ‚Elle‘.